„SmartShopping: Ort, Zeit und Emotionen entscheiden, dies war der Titel meines Vortrags im Future Lab der Fruit Logistica am 8. 2.2017 in Berlin. Für das Fruchthandel Magazin habe ich folgendes Interview gegeben:

„Prof. Dr. D. Georg Adlmaier-Herbst, der Referent dieses Future-Lab-Vortrages, hat mit der Fruchtbranche eigentlich nicht direkt zu tun. Er leitet die Forschungsstelle „Berliner Management Modell für die Digitalisierung (BMM®)“ am Berlin Career College der Universität der Künste Berlin. In dieser Mission allerdings weiß der Experte, wie man Kunden Appetit macht.

Das BMM erläutert zum einen die Entstehung neuer Kundenerlebnisse durch digitale Medien und -Technologien; zum anderen enthält es ein klar strukturiertes Programm mit vielen Praxistools für eine Digitalisierungs-Strategie. Mit dieser Forschungsstelle will das Berlin Career College einen Beitrag zur Digitalisierung in Gesellschaft und Wirtschaft leisten. Und also ging letztlich auch um die Fruchtbrache, nicht zuletzt, weil Herbst mühelos alle seine Beispiele in den Obst- und Gemüse-Regalen, in deren digitalem Umfeld oder Alternativen fand. Durch die zunehmende Nutzung mobiler Endgeräte gewinnt das situative Shopping – von welchen Produkten auch immer – an Bedeutung. Ort, Zeit und Emotionen des Users entscheiden maßgeblich über den Kauf. „Die meisten Anbieter sind allerdings kaum vorbereitet, Erkenntnisse über Kaufentscheidungen in solchen Situationen fehlen“, sie die Moderatorin Maura Maxwell (Eurofruit Magazin). „Welche Entwicklungen sind möglich? Welche Bedeutung hat situatives eCommerce für Obst und Gemüse? Welche Herausforderungen müssen die Anbieter bewältigen?“

Prof. Dr. Dieter Georg Herbst warf eingangs einen Blick auf die Trends der Technik-Nutzung: Wachstum beim eCommerce findet fast ausschließlich durch Tablet- und Smartphone-User statt. Die mobilen Geräte hängen den PC ab, in Asien wird der Schreibtisch-Saurier gar nicht erst aus dem Ei geholt. Dreißig Prozent der Umsätze des stationären Handels werden – auch wenn nicht immer online geordert wird – durch digitale Geräte beeinflusst.

SmartShopping – mein Vortrag auf der Fruit Logistica im Februar 2017 in Berlin

Wissen, wie der Kunde gerade drauf ist…

Und: 62 % der User würden noch öfter auch online einkaufen, wenn Handel personalisierte Erlebnisse böte. „Bisher hat der Handel immer nur auf die Person ihres potentiellen Kunden geschaut, aber nicht auf die Situation, in der er sich in einem bestimmten Augenblick befindet“, mahnte Herbst an. Es könne als gesichert gelten, dass situative Einflussfaktoren das Verhalten von Konsumenten beeinflussen. Am Beispiel Orange: Es ist ein Unterschied, ob der Käufer durch die U-Bahn-Station hastet (und Horror vor klebrigen Fingern hätte) oder ob er in seiner Küche steht. Die Orange ist auch eine ganz andere Frucht, je nachdem ob man sie als erfrischend im Hochsommer, als aromatisch für den Cocktail oder als vitaminspendend in der Erkältungszeit haben möchte. „Ich muss also genau sehen: Wo sind meine Kontaktpunkte zu Kunden? Welche Botschaft ist genau an diesem Ort und in dieser Situation für ihn relevant.“ Ideal wäre hier natürlich, zu wissen, was dem Kunden wann durch den Kopf geht und wie er sich dabei fühlt. „Wir sind soweit, dass mobile Endgeräte das ermitteln können“, so Herbst.

In seinem nächsten Komplex wandte sich der Referent der Kaufbereitschaft bei Lebensmittel im Internet zu. Jeder dritte Deutsche hat, so das Institut für Handelsforschung 2014, mindestens einmal Lebensmittel im Internet bestellt, weitere 40% können sich dies vorstellen. Nur jeder Vierte lehnt diesen Weg prinzipiell ab. Gründe für die Ablehnung sind der Zweifel an der Frische der gelieferten Lebensmittel und das Einkaufserlebnis, auf das man so verzichtet. „Also steht die Frage, wie es dem Online-Händler gelingen kann, einladend zu präsentieren.“ In diesem Zusammenhang berichtete Herbst von einer Studie seiner Studenten, die die Online-Offerten von REWE kühn umgebaut hatten – und messbar positivere Kundenmeinungen erfragen konnten. „Ein Apfel im Detail betrachtet, machte mehr Appetit auf diese Frucht als ein Netz mit fünf“.

… und ihn an die Hand nehmen

Wo entstehen nun bemerkenswerte Potentiale durch die Einbeziehung mobiler Geräte? Rund 43 Prozent alles User könnten sich beispielsweise vorstellen, ihren Handy-Standort preiszugeben, wenn ihnen beim Passieren eines Geschäftes besondere Angebote und Rabatte mitgeteilt werden. Andere würden gern rund um die Uhr beim realen Schaufensterbummel digitale Einkaufsmöglichkeiten haben. Als Potenziale des situativen eCommerce für Obst und Gemüse nannte Herbst außerdem Hinweise auf nahe liegende Geschäfte, die Führung durch das Geschäft selber, die Erreichbarkeit relevanter Informationen (Herkunftshinweise, Zusatzstoffe etc.) durch Augmented Reality und immer wieder personalisierte Empfehlungen.

Abschließend warf der Referent nochmal einen Blick auf technische Trends: Auch wenn das mobile Endgerät immer winziger wird – über dessen Fähigkeit, Bilder auf Flächen zu projizieren, ergeben sich wieder ganz neue Möglichkeiten. Am haptischen Handy , wo beispielsweise die Oberfläche des online betrachteten Produktes ertastbar ist, wird ebenso gearbeitet, wie am Duft-Handy und der Geruchs-App. Auch realitätsnahe Impressionen durch Hologramme sind in greifbarer Nähe.

Aber weil es das alles geben wird, so Prof. Herbst, ist es besonders wichtig, genau auszuwählen welche Sinne des potentiellen Kunden angesprochen werden sollten.

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