Unternehmer haben davon lange geträumt – heute ist es Wirklichkeit: Sie können ihre Leistungen weltweit anbieten oder sogar vor Ort auf den Märkten handeln. Ermöglicht haben dies fallende Grenzen und Handelsschranken, die verbesserte Infrastruktur und weltumspannende Medien. Riesige neue Absatzmärkte entstehen in Osteuropa, China und Indien. Die Aussichten sind verlockend: Denn heutzutage muss es keine Entscheidung mehr sein, der Billigste oder der Beste zu sein – Unternehmen können beides: Durch große Absatzmengen produzieren sie billig. Gleichzeitig sind sie die Besten, weil sie weltweit ihre Erfahrungen und Ressourcen bündeln.
Die Chancen der Internationalisierung locken nicht nur große Unternehmen: Auch kleine- und mittelständische Unternehmen erobern den Weltmarkt, Beispiel Werkzeug- und Maschinenbau, und übernehmen eine führende Rolle, Beispiel Augenoptik. Der Mittelstand ist wahrer Exportweltmeister: 98 Prozent der exportierenden Unternehmen in Deutschland sind Mittelständler.
Viele hiervon haben erst in den letzten Jahren den Schritt ins Ausland gewagt, immer mehr verfügen über Beteiligungen, Joint Ventures oder sogar eigene Produktionsstätten im Ausland. Einer Studie im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Banken zufolge produziert fast jeder zweite deutsche mittelständische Betrieb in Osteuropa oder Südostasien; knapp jedes dritte Unternehmen baut in diesen Regionen ein eigenes Marketing- und Vertriebsnetz auf. Für den Mittelstand spielen also sowohl Export, aber auch Direktinvestitionen bei ihrer Internationalisierung eine Rolle.
Doch nicht nur im Mittelstand: Das internationale Geschäft ist in allen Branchen und für alle Unternehmensgrößen in den vergangenen Jahren wichtiger geworden. Egal, ob Konsumgüter, Dienstleistungen oder Investitionsgüter; egal, ob kleines oder großes Unternehmen: Internationalisierung eröffnet allen Unternehmen neue Chancen, sich dauerhaft am Markt zu behaupten.
So attraktiv die Vorteile der Internationalisierung sind: Sie erfordert zugleich die Abstimmung von Mitarbeitenden des Unternehmens. Sie müssen sich angemessen austauschen, abstimmen und gemeinsam arbeiten können – interdisziplinäre Teams, Projektmanagement und Netzwerke in Forschung und Entwicklung, Produktion, Marketing, Unternehmenskommunikation und anderen Unternehmensfunktionen spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Philipp Schmitz hat sich diesem Thema am Beispiel der Unternehmenskommunikation angenommen: Im vorliegenden Buch untersucht er die Zusammenarbeit in multikulturellen Arbeitsgruppen. Als Ergebnis hat er eine Methode entwickelt, mit denen verantwortliche Führungskräfte den Entwicklungsstand in multikulturellen Arbeitsgruppen bestimmen können. Sie unterstützt sie dabei, die Teamentwicklung an bedarfsgerechten Kriterien entsprechend dem Entwicklungsstand ihrer multikulturellen Arbeitsgruppen auszurichten.
Nach der Einführung im ersten Kapitel stellt er die relevanten Fachvertreter aus der Kulturforschung vor, er zeigt deren Definitionen und Modelle auf und leitet hieraus die für seine Arbeit gültige Definition ab. Bei den kulturvergleichenden Modellen konzentriert er sich auf die in der wissenschaftlichen Diskussion am weitesten verbreiteten, nämlich die von Hofstede, Hall, Trompenaars und Kluckhohn & Strodtbeck. Am Ende des Kapitels zeigt er einen zusammenfassenden Überblick der vorgestellten Kulturkonzepte. Im Mittelpunkt des folgenden Kapitels stehen Ansätze aus der interaktionsorientierten interkulturellen Forschung. Die Ausführungen zur interkulturellen Kommunikation und interkulturellen Kompetenz sowie die Erläuterungen zum interkulturellen Lernen zeigen die Auswirkungen kultureller Unterschiede auf die konkrete Interaktion zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen.
Danach widmet sich den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu multikulturellen Arbeitsgruppen: Der Autor definiert die relevanten Begriffe und zeigt die wesentlichen Prozesse in multikulturellen Arbeitsgruppen auf. Kapitel 3.4 gibt einen zusammenfassenden Überblick der potentiellen Konfliktfaktoren und möglichen Synergien in multikulturellen Arbeitsgruppen.
Der Autor geht anschließend auf die Teamentwicklung in multikulturellen Arbeitsgruppen ein: Er erläutert auch hier die wichtigsten Begriffe und zeigt Modelle der Teamentwicklung auf. Nach der zusammenfassenden Betrachtung diskutiert er kritisch die empfohlenen Fördermaßnahmen zur Unterstützung der Entwicklung multikultureller Arbeitsgruppen. Er stellt weiterführende Überlegungen zu Entwicklung eines Analyseinstrumentes an und entwickelt ein Raster zur Erfassung der Entwicklungsstufe am Beispiel von Meetings.
Das Buch zeigt, dass sich der Autor intensiv mit der umfangreichen Fachliteratur beschäftigt hat. Er ist in der Lage, die wichtigsten Fachvertreter aufzuzeigen und deren Definitionen und Modelle kritisch zu diskutieren. Die verwendete Literatur ist sehr umfangreich, der Autor zeigt deren präzise Kenntnis und weiß, diese Kenntnisse für die Beantwortung seiner Forschungsfrage zu nutzen. Der Autor bewertet die von ihm verwendeten Beiträge und beweist damit, dass er seinen Forschungsgegenstand ausreichend tief genug durchdrungen hat, um einen originellen Beitrag zur Forschung zu leisten. Seine Argumentation ist stets schlüssig und begründet.
Kritisch anzumerken ist, dass Herr Schmitz das Thema internationale Unternehmenskommunikation gewählt hat, die Konsequenzen für die praktische Umsetzung aber mitunter abstrakt bleiben. Jedoch hat er sich dies auch nicht als Ziel gesetzt, sondern er wollte ein Analyseraster entwickeln. Dies ist ihm gelungen. Die konkrete Umsetzung muss anderen Arbeiten vorbehalten bleiben.
Insgesamt hat Philipp Schmitz ein argumentativ schlüssiges und sorgfältig recherchiertes Buch geschrieben.
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