Social-Media-Plattformen sind enorm populär geworden. Woher stammt der Wunsch der Menschen, in solchen Communities mitzuwirken und von sich und ihrem Leben zu erzählen?

Nichts interessiert uns sehr sehr wie andere Menschen. Die Kommunikation mit ihnen ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Diesem Bedürfnis kommen die Menschen in alten Zeiten am Dorfbrunnen nach, heute am Digitalen Marktplatz. Konkret erfüllen Sie damit zum Beispiel ihre Wünsche nach Gemeinschaftsgefühl, nach Entdeckung von Neuem oder den Wunsch nach Überlegenheit.

Welche Social Media Plattform hat momentan das grösste Erfolgspotential für Unternehmen? Bei welchen Netzwerken sollte man mit Vorsicht vorgehen?

Die Frage lässt sich nicht pauschal beurteilen. Von der Größe her spielen natürlich Facebook und Twitter eine wichtige Rolle. Für ein Unternehmen kann eine Crowd-Sourcing-Plattform wie Jovoto jedoch genau so wichtig sein. Vorsichtig sollte ein Unternehmen mit Plattformen sein, die seine Bezugsgruppen nicht nutzen.

Experten und Wissenschaftler sprechen bereits über das künftige Web – auch Web 3.0 oder Semantisches Web genannt. Inwiefern könnte sich dieses vom Web 2.0 unterscheiden?

Das Problem heutzutage ist die Auswahl der nahezu unbegrenzt verfügbaren Informationen. Künftig kann es daher sinnvoll sein, auch deren Inhalte sowie die Beziehungen untereinander stärker zu berücksichtigen. Der Computer könnte die Bedeutung von Informationen erkennen, interpretieren und weiterverarbeiten. Er könnte Informationen über Orte, Personen und Dinge miteinander in Beziehung setzen können, um die Anfragen von Nutzern zu optimieren.

Wie wichtig ist die Präsenz von Unternehmen auf Social Media Plattformen? Kann dies Auswirkungen auf den künftigen Erfolg haben?

Jedes Unternehmen sollte individuell entscheiden, ob es in den „Social Media“ präsent ist, welche Anwendung es nutzt und auf welche Weise. Zwar gilt es heute als selbstverständlich, ein Angebot bei Facebook bereit zu stellen und zu twittern, aber dies könnte nicht sinnnvoll sein, zum Beispiel weil das Unternehmen Low-Involvement-Produkte wie Schmelzkäse und Dosentomaten anbietet. Das Unternehmen könnte auch durch die erforderlichen Ressourcen und die kurze Reaktionszeit überfordert sein. Ein Unternehmen sollte daher anhand seiner Ziele prüfen, ob es auf Social-Media-Plattformen aktiv ist, welche Ziele es damit verfolgt, aber auch, ob die erforderlichen Ressourcen vorhanden und optimal eingesetzt sind.

Sollten alle Unternehmen auf Social Media Plattformen vertreten sein?

Es gibt zahlreiche Gründe, warum ein Unternehmen ein Engagement in den Social Media sehr sorgfältig prüfen sollte: Nutzen dessen Bezugsgruppen die Social Media? Kann das Unternehmen in den Social Media seine Ziele erreichen? Verfügt es über die erforderlichen Ressourcen, also Geld, Personal, aber auch Know How über die Gestaltung von Beziehungen in Digitalen Medien. Aktuelle Studien wie „Social Media Governance 2011“ zeigen, dass solche Aspekte die Unternehmen vor große Probleme stellen.

Social Media kann im richtigen Umgang viele Vorteile wie beispielsweise Imagesteigerung, Kundenbindung oder Suchmaschinenoptimierung mit sich bringen. Wo liegen Probleme und Gefahren für Unternehmen?

Die Gefahren liegen zum einen in den erforderlichen Ressourcen. Gefahren liegen aber auch darin, dass ein Unternehmen sein Selbstverständnis nicht geklärt hat und weiß, wofür es einzigartig steht und wie es dies in den Social Media vermitteln will. Gefahren sind auch dort, wo ein Unternehmen bisher keinen oder nur wenig direkten Kontakt zu seinen Bezugsgruppen hat. Der durch die Social Media entstehende direkte Kontakt erfordert Sozialkompetenz für die Gestaltung von Kommunikation und die Gestaltung von Beziehungen. Vor allem in Konflikt- oder gar Krisenfällen ist dies essenziell, da sonst gravierende Imageschäden entstehen können.

Gibt es bestimmte Handlungen, Vorgehensweisen oder Faktoren, welche Unternehmen beachten oder vermeiden sollten um im Umgang mit Social Media erfolgreich zu sein?

Das Unternehmen sollte als erstes sein Selbstverständnis geklärt haben, also genau wissen, wofür es steht was es einzigartig leisten kann. Dann ist die Frage zu klären, mit welchen Menschen das Unternehmen in den Social Media sprechen möchte, welche Beziehung es zu seinen wichtigen Bezugsgruppen eingehen möchte, und wie es sein Selbstverständnis optimal vermitteln kann. Zum Erfolg gehört auch, zu klären, wie das Unternehmen mit Wünschen, Erwartungen, Vorschlägen, aber auch Kritik aus den Social Media umgeht.

Ist es für Unternehmen ausreichend sich nur auf einer Plattform zu präsentieren oder ist es vorteilhaft, wenn sie auf mehreren Netzwerken aktiv sind?

Das hängt zum einen von den Zielen des Unternehmens ab, zum anderen davon, ob und welche Plattformen seine Bezugsgruppen nutzen.

Der Erfolg von Facebook ist beeindruckend: Bereits 845 Millionen Menschen sind auf dieser Plattform registriert. Wird Facebook weiterhin erfolgreich sein und die Konkurrenz hinter sich lassen? Oder gibt es Faktoren oder andere Social Communities, welche dem Erfolg gefährlich werden könnten?

Facebook muss, wie andere Unternehmen auch, sein Angebot ständig entwickeln, um noch bessr die technischen Möglichkeiten, aber auch die Wünsche und Erwartungen der User noch besser zu erfüllen. Es gibt Beispiele von Browsern, die zunächst eine sehr hohe Verbreitung hatten, dann aber in Vergessenheit gerieten, weil sie von anderen Anbietern übertroffen wurden (z.B. Netscape). Ein weiterer Punkt ist die Vormachtstellung von Facebook und damit verbundene Fragen wie Datensicherheit, die User dazu bringen, sich anderen Plattformen anzuschließen. Facebook ist Mainstream, aber viele Menschen mögen keinen Mainstream.

Worin besteht der Hauptvorteil für Unternehmen, die über ein Facebook-Profil verfügen?

Sie können in direkten Kontakt zu ihren Bezugsgruppen treten und die Kommunikation direkt gestalten. Ein Vorteil ist auch, dass Unternehmen vom Wissen der User und deren Kommunikation untereinander profitieren können. Hierzu ist auch die Eigenschaft der Vernetzung der User untereinander, aber auch die Vernetzung mit vielen weiteren Anwendungen und Diensten wichtig.

Wie wichtig ist es für Unternehmen, auf Twitter vertreten zu sein?

Das hängt zum einen von den Zielen des Unternehmens ab, zum anderen davon, ob und welche Plattformen seine Bezugsgruppen nutzen.

 Fragen

  •  Ist es für Sie sinnvoll, das Social Media für die Kommunikation mit Ihren Bezugsgruppen zu nutzen?
  • Welche Ihrer Bezugsgruppen nutzen Social Media?
  • Welche Anwendungen sind das genau?
  • Wozu nutzen Sie diese Anwendungen?
  • Wünschen sich Ihre Bezugsgruppen die Kommunikation mit Ihnen über Anwendungen der Social Media?
  • Welche Beziehung bieten Sie in den Social Media an?
  • Wie verhalten Sie sich, wenn sich Menschen an Sie wenden, die NICHT zu Ihrer Bezugsgruppe gehören?
  • Wie gehen Sie mit (heftiger) Kritik in den Social Media um?
  • Haben Sie Social-Media-Guidelines für Ihr Unternehmen erstellt, das für Mitarbeitende den Umgang mit Social Media regelt?