Storytelling hat für den Digital Leader eine enorme Bedeutung: Es eignet sich hervorragend dazu, Mitarbeitern, Journalisten, Geldgebern Fakten in mitreißende Erzählungen zu vermitteln – Erfolgsgeschichten von Ideen, Erfolgsgeschichten vom Digital Leader, Geschichten vom Wandel, Geschichten von Innovationen, Geschichten von Markterfolgen, Geschichten über die Mitarbeitenden und ihre Leistungen, Geschichten über begeisterte Kunden. Jeff Bezos erzählt seit vielen Jahren vom Leadership im Digitalen Handel. Larry Page und Sergey Brin faszinieren mit Geschichten, wie sich Wissen am besten im digitalen Raum finden lässt.

Durch solche Erzählungen erfahren die wichtigen internen und externen Bezugsgruppen des Digital Leaders von dessen Beweggründen, von den Visionen des Firmengründers und der Manager, von deren Träumen und Visionen. Sie erfahren von den Erfolgen und Misserfolgen des Unternehmens, von den Chancen und Risiken. Sie erfahren von den Motiven der Mitarbeiter und Kunden, deren Hoffnungen und Vorbehalten. Kurzum: Der Stoff, aus dem Geschichte gemacht ist. Storytelling im Digital Leadership kann also den Leader höchst wirkungsvoll und verhaltenswirksam inszenieren, wie es Steve Jobs zu Lebzeiten äußerst wirkungsvoll gezeigt hat.

Gute Geschichten fallen auf, sie informieren ohne gedankliche Anstrengung, sie sind leicht verständlich, lösen starke Gefühle aus, sie halten das Interesse wach und graben sich tief in die Erinnerung. Menschen können den Digital Leader und seine Geschichten schnell abrufen, wenn sie vor einer Entscheidungen stehen.

Wer hört sie nicht gern: Die Geschichte von der Firmengründung in der Garage bis zum Einzug in die Wall Street? Geschichten von einer Welt, in der Menschen Videos, Audiofiles und wichtige Tipps tauschen? Unternehmen erzählen, wie sie hart für Datensicherheit arbeiten, welche Hindernisse sich ihnen hierbei in den Weg stellen und wie sie diese überwinden.

Eine enorm spannende Erfolgsgeschichte erzählen die Samwer-Brüder Alexander, Marc und Oliver: 1999 gründeten sie mit drei Freunden das Internet-Auktionshaus alando.de nach dem Vorbild des US-amerikanischen Unternehmens eBay. Bereits sechs Monate später verkauften sie ihr Unternehmen für 43 Millionen Dollar an eBay. Im August 2000 gründeten sie gemeinsam mit den Firmenpartnern Debitel und den Metro-Töchtern Media Markt und Saturn den Klingeltonanbieter Jamba. Sie Brüder zeigten, wie sich durch Handymelodien der größte europäische Anbieter von Klingeltönen und Mobiltelefon-Anwendungen aufbauen lässt. Sie verkauften nach  scharfer Kritik das Unternehmen 2004 an den US-amerikanischen Konzern VeriSign für 273 Millionen Dollar. Seit Anfang 2006 sind die Samwer-Brüder als Risikokapital-Geber für Startups im Internet und Mobilfunkbereich aktiv. Zu den Investments ihres European Founders Fund gehören u.a. das Spieleportal bigpoint.com, der Fotodienstleister myphotobook.de, das Studentennetzwerk studiVZ.net, die Partnervermittlung eDarling und die Tauschplattform für Medienprodukte hitflip.de. Das Vermögen der drei Brüder wird vom managermagazin auf 350 Millionen Euro geschätzt.

Geschichten des Digital Leaders wirken besonders stark, weil diese an die Grundprinzipien des Gehirns anknüpfen, an dessen Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung. Storytelling ist hirngerechte Kommunikation. Über die reinen Fakten hinaus erfahren die Bezugsgruppen des Leaders, was dem Unternehmen und dem Management wichtig ist, was deren Denken und Handeln leitet und welche Erwartungen an sie gestellt werden. Geschichten über die erfolgreiche Zukunft des Unternehmens begeistern und setzen Energien frei, die Zukunft aktiv durch den eigenen Beitrag zu unterstützen.

Aber: Geschichten sind keine Plaudereien, keine Schönfärberei, keine Erfindungen: Stattdessen zeigen sie durch Fakten begründet, wofür der Digital Leader steht, welche Belohnungen er bietet und welche Visionen er hat – zum Beispiel von einer Welt, in der alte Menschen durch Digitale Technologien in ihrer Wohnung die Lebensqualität erhöhen.

Das Ergebnis von Storytelling ist, dass die wichtigen internen und externen Bezugsgruppen des Leaders ein klares, attraktives Vorstellungsbild haben. Aufgrund der positiven Bewertung dieses Vorstellungsbildes verhalten sie sich positiver gegenüber dem Leader als vorher: Mitarbeiter wollen Teil der gemeinsamen Geschichte sein und können sich stärker mit dem Leader und seine Zielen identifizieren, dessen Werte leben und in allen Kontakten nach außen tragen können – von der Telefonzentrale, über die Website, den Messeauftritt bis hin zum Außendienst. Geldgeber wollen sich an den Erfolgsgeschichten beteiligen und davon profitieren. Journalisten berichten über jene Leader, die ihnen interessante Geschichten zu bieten haben.

Angesichts solcher Erkenntnisse ist es umso erstaunlicher, dass in einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft unter 1853 Personalverantwortlichen in deutschen Unternehmen das Erzählen von Geschichten nicht als Erfolgsfaktor genannt wurde. Sehr wohl aber Aspekte wie „Vertrauen in die Eigenverantwortung der Mitarbeiter“ und „praktizieren einer familienfreundlichen und chancengerechten Personalpolitik“ – Themen, die sich hervorragend für Geschichten eignen.