Digitalisierung oder weiter im Alltagsgeschäft? – Sowohl-als-auch durch Beidhändigkeit! Viele Unternehmer meinen, sie müsste ihr gesamtes Geschäft einer umfassenden Digitalisierung unterziehen. Und dies möglichst schnell. Dies ist weder sinnvoll noch machbar: Wie soll das funktionieren, wenn Unternehmen in der Produktion korrekte, systematische und sehr fehlersensible Aufgaben erfüllen muss. Ähnlich die IT-Abteilung.

Auf der anderen Seite erfordert die Digitalisierung neuartiges Problemlösen, Agilität, Kreativität, Innovativität und nicht zuletzt Fehlertoleranz. Wie soll das gleichzeitig gegen? Erfolgreiche Unternehmen tun beides: Sie betreiben effizient ihr Tagesgeschäft; gleichzeitig streben sie nach dessen strategischer Weiterentwicklung und halten nach neuen Geschäftsgelegenheiten Ausschau halten. Dies wird als Beidhändigkeit, ambidexterity, bezeichnet (vgl. z.B. Krüger 2014). Die rechte Hand betreibt Tagesgeschäft und kümmert sich um dessen operative Verbesserungen (z.B. Kostensenkungsprogramme, kontinuierliche Verbesserungsprozesse (KVP)), die linke Hand strebt nach Strategischer Erneuerung.

Essenziell ist die Abstimmung, damit rechte Hand weiß, was linke Hand tut.

Sicherheit und Kontrolle in der Digitalisierung

Zu unterscheiden ist also zum einen die Digitalisierung des vorhandenen Geschäfts einschließlich ihrer Organisation, also Prozesse, Strukturen, Rollen und Verantwortlichkeiten. Zum anderen geht es um die Entwicklung neuer strategischer Optionen im Sinn der Strategischen Erneuerung (Krüger 2014) . Hierbei geht es um völlig neue, zukunftsweisende Geschäftsmodelle, Produkte und Leistungen, die als Ergebnis neue Kundenerlebnisse schafft, für die dieser bezahlt. Die Digitalisierung ist ja immerhin kein Selbstzweck, sondern will Werte für das Unternehmen schaffen durch herausragende Leistungen.

Das Problem: Die Suche nach strategischer Erneuerung bedeutet geringere Kontrolle und Sicherheit für das Management und die Organisation.  „Gerade aufgrund der offeneren Kultur mit einer freieren und direkteren Kommunikation, mehr Partizipation, freierem Informationszugang, mehr Selbstverantwortung, höherer Transparenz und dem Anspruch, Wissen zu teilen, stellt die Wahrung der Steuerbarkeit eine grosse Herausforderung für die nahe Zukunft dar.“ (Petry 2016) Hier können zunächst eigenständige „Inseln“ wie Labs helfen. Sind die entwickelten und getesteten Leistungen (hierzu dient das Rapid Prototyping, bei dem Entwicklung als Prototypen auf Testmärkten platziert werden und mit Kunden- und Experten-Feedback weiterentwickelt werden) potenziell marktfähig, können sie in das Tagesgeschäft des Unternehmens überführt werden.

Von Jäger/Petry (2012) stammt das „Pendel der Führung“: Erfolgreiche Führung pendeln die Bereiche aus mit Effizienz und Exzellenz (links) und Bereiche mit Innovation und Agilität (rechts, mit Arbeitsgruppen, Innovationscluster, Start-ups und eigene Unternehmenseinheiten). Der Digital Leader sollten den Schieberegler situationsgerecht beherrschen.

Beidhändiges Unternehmen kann Programme der Strategischen Erneuerung durch Abbau oder Umbau bestehender oder den Aufbau neuer Geschäfte gewährleisten. Im Sinne der Beidhändigkeit umfasst diese sowohl die Bewältigung des Tagesgeschäfts als auch Elemente, die ein Erkennen von Wandlungsbedarf und die Initiierung von Wandlungsprozessen erlauben.

Fazit

Beidhändigkeit dient besonders in der Digitalisierung der Chance, das eigene Business langfristig weiter zu entwickeln. Erfolgreiche Unternehmen optimieren und Digitalisierung kontinuierlich ihr Tagesgeschäft. Gleichzeitig nutzen sie die Potenziale der Digitalisierung zur Strategischen Erneuerung.

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Das Berliner Management Modell (BMM)

Am Berlin Career College der Universität der Künste ist das „Berliner Management Modell (BMM)“ unter der Leitung von Prof. Dr. Dieter Georg Herbst entstanden. Dieses Modell zeigt zum einen die Koordinaten zur strategischen Entstehung neuer Kundenerlebnisse durch Digitalisierung auf; zum anderen enthält es ein systematisches, klar strukturiertes Programm mit vielen Praxistools und Anwendungsübungen für die erforderliche Interne Transformation mit dem Aufbau von Willenskraft für die Umsetzung der Digitalisierungs-Strategie. Die Bausteine dieses Programms und seiner Praxistools sind in ihrer Wirksamkeit  durch zahlreiche Studien bestätigt und haben sich in der Praxis erfolgreich bewährt.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Dieter Georg Herbst

Career College der Universität der Künste Berlin

Bundesallee 1-12

10719 Berlin

http://www.ziw.udk-berlin.de/forschung/digital-transformation-lab/ und www.digitaltransformationlab.org