Ausstellung über Vincent van Gogh in St. Petersburg (Foto: Herbst)

Ausstellung über Vincent van Gogh in St. Petersburg (Foto: Herbst)

Im Digital Storytelling stehen wir noch am Anfang. Warum?

Storytelling ist uralt

Menschen haben schon immer Geschichten erzählt, sei es persönlich am Dorfbrunnen oder am Lagerfeuer. Mit dem Aufkommen von Massenmedien folgten Geschichten in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern, dann Hörspiele im Radio, Serien im Fernsehen, Spielfilme im Kino und Erzählwelten in Computerspielen. Mit dem Aufkommen neuer Medien versuchten Menschen zunächst, bestehende Erzählpraktiken in die neuen Medien zu kopieren. Im Lauf der Zeit hat sich dann für jedes Medium eine spezielle Art und Weise entwickelt, Geschichten zu erzählen und zu verbreiten (Alexander, 2011, S. 43). Digital Brand Storytelling knüpft zunächst an die uralte und höchst wirkungsvolle Tradition des Geschichtenerzählens an, wie eder dies vom Lagerfeuer bekannt ist. Zunehmend werden die Besonderheiten digitaler Technologien für Erzählungen genutzt. Marie-Laure Ryan (2004. S.19) betont, dass jedes Medium eine einzigartige Kombination von Features hat.

Digital Literacy

Digital Literacy beschäftigt sich mit den besonderen Herausforderungen bei der Nutzung digitaler Medien und digitaler Technologien: „

[Digital literacy is] the awareness, attitude and ability of individuals to appropriately use digital tools…in order to enable constructive social action.” (Martin, 2005, p.135-6) Digital Literacy konzentriert sich besonders auf folgende drei Aspekte:

  • Technisch-praktische Fertigkeiten der Handhabung: früher Stift und Papier, heute digitale Medien
  • Primär-interpretative Fähigkeiten des Verstehens: Verständnis der Symbole und Grammatik, heute auch nicht-alphabetische und multimediale „Medientexte“
  • Sekundäre-interpretative und kritische Fähigkeiten, Kenntnisse und Wissen: sinnverstehend Lesen, Kontexte, Zusammenhänge über Produktion, Inszenierung, etc. medialer Kommunikation

Wie aber  ist der aktuelle Stand?

Alles beim alten

Im Digital Storytelling wird fast nur verwendet, was wir schon längst kennen:

  • Text: Wir kennen Text schon aus dem Buchdruck. Dieser Text  wird jetzt per copy-und-paste auf eine Website gebracht oder auf mehreren Websites verteilt. Links und Kommentare ergänzen den Text. Aber ist das wirklich schon alles? Wenn es Buchstaben gibt, dann könnte es doch „Raumstaben“ geben (www.raumstaben.de)?
  • Bild: Bild ist meist Bild – ob wir es anklicken können oder wir einen 360-Grad-Blick erzeugen können.
  • Akustik: Akustik ist meist jene Akustik, die wir bereits aus anderen Zusammenhängen kennen, zum Beispiel Radio und Fernsehen.
  • Raum: Selbst beim Thema Raum konzentriert sich die Inszenierung im digitalen Raum und mit digitalen Technologien meist darauf, realen Raum zu fotografieren und ins Netz zu stellen. Könnte es nicht ein neues, einzigartiges Verständnis von digitalem Raum geben?

Diese Beispiele zeigen meines Erachtens, dass wir bei Inszenierungen und Darstellungsformen in digitalen Medien noch ganz am Anfang stehen. Aber wie kommunizieren wir mit den Besonderheiten der digitalen Medien? Vielleicht gibt es ja auch diese neuen Formen nicht. Jedenfalls lohnt eine Diskussion darüber. Kommentare und Hinweise sehr erbeten