Professor des Jahres 2011: Es hat geklappt! Ich habe die Wahl  zum Professor des Jahres gewonnen, zu der UNICUM Beruf aufgerufen hatte. Ich freue mich riesig und danke allen, die mich mit Ihrer Stimme unterstützt haben. In diesem Wettbewerb werden Hochschullehrer gesucht, die ihre Studierenden schon während des Studiums fit für den Beruf machen. Eine Fachjury entschied über die Nominierung. Danach waren Studierende, Hochschulmitarbeiter und Unternehmen aufgerufen, über die Kandidaten abzustimmen. Ich freue mich deshalb so sehr über diese Auszeichnung, weil ich mich seit fast 20 Jahren bemühe, Studierende bestmöglich zu beraten und zu fördern. Die Auszeichnung sehe ich als Anerkennung dieser Leistung an. Damit Sie sich ein besseres Bild von meiner Haltung machen können, finden Sie jetzt ein Interview:

Für wie wichtig halten Sie es, dass Professorinnen und Professoren über ihre Lehrtätigkeit hinaus auch Wegbereiter für den Berufseinstieg bzw. die Karrieren ihrer Studenten sind?

Ich halte dies für ausgesprochen wichtig, denn gerade der Übergang von der Hochschule in das Berufsleben ist mit großer Unsicherheit und mit vielen Fragen verbunden. Ein erfahrener und fürsorglicher Hochschullehrer kann diesen Übergang begleiten, Fragen beantworten (helfen), Unsicherheit nehmen und für den Berufseinstieg motivieren. Ich selbst habe die größte Zeit meines Studiums an einer großen Universität verbracht (FU Berlin) und war durchweg auf mich selbst gestellt. Ich wollte daher immer, dass kein Student diese Erfahrung machen muss, sondern eine Vertrauensperson hat, die sie durch das Studium begleitet und den Übergang in Berufsleben erleichtert.

Wie sieht Ihr eigenes Engagement konkret aus? Profitieren Ihre Studenten zum Beispiel von Ihren Firmenkontakten? Vermitteln Sie Praktika, Diplomarbeiten oder gar feste Stellen?  Falls Sie Letzteres bejahen, können Sie uns sagen, mit welchen Unternehmen Sie konkret zusammenarbeiten?

  • Ich richte meine Lehrveranstaltungen vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse stark an der Praxis aus und stelle hilfreiche Instrumente für die Lösung von Praxisaufgaben zur Verfügung
  • Ich weise immer wieder auf die Anforderungen der Praxis hin, für die ich Lösungen anbiete.
  • Ich stelle Kontakte zu Unternehmen her, damit die Studierenden ihre Abschlussarbeit an einem Praxisbeispiel schreiben können
  • Ich vermittele Praktika
  • Ich vermittele Stipendien für Interessenten, die sich kein Hochschulstudium leisten können
  • Ich vermittele Einstiegsjobs
  • Studierende sind in meine Forschungsprojekte eingebunden (natürlich gegen Bezahlung)
  • Ich publiziere gemeinsam mit Studierenden Bücher und wissenschaftliche Artikel
  • In meiner Tätigkeit als Unternehmer beschäftige ich Studierende auf Teilzeitbasis
  • Im Rahmen dieser Tätigkeit binde ich Studierende in Beratungsprojekte ein

Wie reagieren die Unternehmen auf Ihr Engagement?

Die Erfahrungen sind ausnahmslos positiv. Die Unternehmen kommen immer wieder auf mich zu, weil sie wissen, dass ich Studierende und Berufseinsteiger vermittele. Sie bieten mir Praktikumsplätze, Jobs und Stipendien an sowie Themen für Abschlussarbeiten.

Nehmen Sie sich in Vorlesungen und Seminaren Zeit, Studenten über die Anforderungen des Arbeitsmarktes zu informieren und über die Bedeutung beruflicher Qualifikationen aufzuklären, die über reines Fachwissen hinausgehen? Schon in den Modulinformationen meiner Hochschulen (vor allem Universität der Künste Berlin, FOM) sind für jede einzelne Veranstaltung Informationen hierüber vorgesehen. Ich weise jedoch auch bei der Bearbeitung und Präsentation von Praxisbeispielen immer wieder auf konkrete Anforderungen der Praxis hin.

Bieten Sie Veranstaltungen an, in denen Bewerbung und Berufseinstieg thematisiert werden bzw. das Erlernen von „Soft Skills“ wie Teamwork, Kommunikationsfähigkeit etc. auf dem Programm steht? Oder gibt es andere berufsrelevante Themen bzw. Fähigkeiten, auf deren Vermittlung Sie besonderen Wert legen?

Fachkompetenz, Methodenkompetenz und Sozialkompetenz der Studierenden für mich gleichermaßen wichtig. In meinem Studiengang „Leadership in Digitaler Kommunikation“ an der Universität der Künste bestehen 2 von 10 Modulen des Studiums aus Veranstaltungen zum Thema „Leadership“ und auch in anderen Modulen ist dem Thema eigene Bausteine gewidmet. Ich selbst führe in allen meinen Veranstaltungen an allen Universitäten Übungen durch, wie sie zum Beispiel besser präsentieren können, wie sie besser in Gruppen zusammen arbeiten und einzeln sowie gemeinsam kreativer sein können. Nicht zuletzt gehört zur Sozialkompetenz auch der Umgang mit Konflikten zwischen den Studierenden, denen ich mich gemeinsam mit meiner Assistentin immer wieder annehme und sogar eigene Veranstaltungen hierzu anbiete. Die Studierenden schätzen diese Angebote sehr, weil sie wissen, dass sie sich zwar Fachwissen aus den Büchern aneignen können, Methoden- und Sozialkompetenz jedoch am besten persönlich trainiert werden.     Hat die Einführung von Bachelor und Master sich eher positiv oder eher negativ auf Ihr Engagement in Punkto Berufsvorbereitung ausgewirkt? Falls negativ: Wie versuchen Sie, dies zu kompensieren? Durch die Einführung von Bachelor und Master sind die Anforderungen an die Studierenden gestiegen – und damit der Druck, dem sie ausgesetzt sind. Ich versuche dies dadurch zu kompensieren, dass ich mit den Studierenden bespreche, was vor dem jeweiligen persönlichen Hintergrund für die Studierenden machbar ist (zum Beispiel im Hinblick auf die Abgabe von Seminararbeiten). Speziell für die Berufsvorbereitung nehme ich mir nach wie vor Zeit in den Veranstaltungen, aber ich führe auch viele persönliche, individuelle Beratungsgespräche mit den Studierenden durch. Glauben Sie, dass die Universitäten insgesamt die Relevanz des Themas „Berufsvorbereitung“ richtig einschätzen? Meiner Beobachtung nach hat sich dies in den vergangenen Jahren deutlich verbessert: Die Universitäten erkennen zunehmend, das sie zwar eine hochwertige wissenschaftliche Ausbildung anbieten; jedoch erkennen sie auch, dass es an Praxisbezug fehlt und am optimalen Übergang von der Universität in die Praxis mangelt. Dem begegnen die Hochschulen zunehmend mit einem Angebot, das in den kommenden Jahren sicher noch ausgeweitet wird. Was ich auch beobachte ist eine zunehmende Konkurrenz zwischen Bildungsangeboten. Jene werden erfolgreich sein, die Aspekte wie Berufsvorbereitung in ihrem Angebot angemessen berücksichtigen. Prognosen rechnen mit einem drastischen Anstieg der Studentenzahlen in den nächsten Jahren. Glauben Sie, dass diese Entwicklung Einfluss auf ihr Engagement nehmen wird? Wenn ja, befürchten Sie, dass Sie Ihre Studenten nicht mehr in der gewohnten Weise in jobrelevanten Fragen „coachen“ können? In den kommenden Jahren werden die Studierendenzahlen steigen – speziell in meinem Fall durch die zunehmende Zahl an Menschen, die berufsbegleitend studieren. Diese Entwicklung wird keinen Einfluss auf mein Engagement nehmen. Es ist seit nunmehr 18 Jahren gleich und wird auch gleich bleiben, weil ich überzeugt bin, wie wichtig dieses Engagement ist. Ich werde mir also weiterhin Zeit in meinen Veranstaltungen nehmen, um auf die Bedürfnisse der Studierenden einzugehen; außerdem findet die persönliche Beratung oft außerhalb meiner Vorlesungen statt. Eine letzte Frage, die der aktuellen Debatte um den Doktortitel geschuldet ist. Glauben Sie, dass der „Dr.“ zu häufig aus Prestigegründen und zu selten aus wissenschaftlichem Interesse bzw. zur Vorbereitung einer wissenschaftlichen Laufbahn angestrebt wird? Wenn ja, sehen Sie darin ein Problem? Und hätten Sie einen Vorschlag zur Lösung dieses Problems? Immer wieder werde ich auf Promotionen angesprochen. Ich versuche, mit dem Interessenten in den ersten Gesprächen dessen Motivation zu ergründen. Ich weise darauf hin, welche Herausforderung ein solches Projekt mit sich bringt (Zeit, Energie). Wenn ich das Gefühl habe, ein Interessent ist an einem Doktortitel nur aus Statusgründen interessiert, lehne ich die weitere Zusammenarbeit ab. Dies könnte auch eine Lösung für andere Hochschullehrer sein.